V: Hinter Budapest und in Rumänien (Seite 5)

 

So bot sich ein Bad im Mureş am anschließenden Morgen an.

Wir hatten beschlossen Timişoara mit dem Zug zu erreichen.

Eine Gans reiste ebenfalls im Gepäckfach neben unseren Rucksäcken mit.

Und so waren wir nach einer Stunde Zugfahrt von Arad nach Timişoara gelangt.

Und wir hatten mit ihr, Timişoara, die zweitgrößte Stadt Rumäniens erreicht.

Wie in vielen rumänischen Städten, sieht man auch hier eine Statue der römischen Wölfin, welche die Zwillinge Romulus und Remus säugt. Es ist dahingehend zu verstehen, dass man sich als romanisches Volk mit römischen Wurzeln versteht.

Wir kauften Vorräte und neue Camping-Gas-Kartuschen und nachdem wir alle Einkäufe getätigt hatten und schließlich die Fußgängerzone durchstreift hatten, da gelangten wir zu einem Geschäft, welches Produkte aus Deutschland verkaufte. Wir betraten das Geschäft und der Ladenbesitzer bemerkte, dass wir Deutsch sprachen, da kamen wir ins Gespräch. Er selbst - ein Deutscher mit rumänischem Vater - hatte sich vor einigen Jahren in Timişoara niedergelassen und diesen Laden - Kan Koo - eröffnet. Wir berichteten von unseren Reiseplänen und er bot uns an ihn am nächsten Tag in seine Heimatstadt Lugoj zu begleiten.

Doch für uns ging es zunächst weiter durch die Stadt.

In einem Park bereitete Marlon gegen Nachmittag auf Gasflamme unser Mittagessen zu und servierte schließlich Reis mit Champignons.

Und endlich - hier in Rumänien - fand ich in diesen Tagen jenes, warum ich diese Reise begonnen hatte: Inspiration. Ich konnte schreiben und vertiefte mich in Gedanken, welche ich zu Papier führte, um mein Buch zu formen.
Sie müssen wissen der Alltag der Wanderer, wie wir sie waren, ist anstrengend und kräftezehrend. Der Wanderer steht früh am Morgen auf und läuft bis zum späten Abend. Hat er dann, wird die Sonne schwach, 40 oder 50000 Schritte auf den Sohlen, so überkommt auch ihn die Schwäche und er fällt erschöpft in sein Zelt, auf seine Isomatte, um am nächsten Morgen erneut zeitig aufzustehen und den ganzen Tag zu laufen. Und ist die Strecke dann noch langweilig - monoton - so ist sein Geist betäubt.
Hier in Rumänien, in den lieblichen Parks Timisoaras und Arads, in den Schatten der Bäume, auf dem Grün der Wiesen, da fand ich die Worte, da fand ich die Bilder, unsere Reise bis hier hin auf Papier festzuhalten und ich wusste, dass diese Art der Reise, die des Reisens zu Fuß, zu Bus oder zu Zug - wie es mir eben gerade beliebt - der Weg des wandernden Schreibers ist, der Weg meinen Geist auf eine Reise zu schicken. Und ich freute mich, dass ich in Rumänien war und ich freute mich, wie es uns bis hier ergangen war.
Und ich erinnere mich an einen Dialog zwischen Marlon und mir, dessen ich nun hier folgende Worte niederschreiben möchte. So sprach Marlon: „Ich bin froh, dass wir all diese Schritte getan haben, der Weg gab uns so viel Zeit nachzudenken über Dinge, welcher ich mich zu Hause niemals besinnt hätte.“ Und ich antwortete: „Gewiss konnten wir viel denken während beinahe 80 Tagen des Gehens, doch geraten meine Gedanken wieder und wieder in einen Kreislauf, welchem mein Geist in der Monotonie des Wanderns nicht entfliehen kann. Es ist an uns die Dinge zu ändern.“

Es wurde Abend und wir zelteten im Park.

Am nächsten Morgen beschlossen wir - nicht zum ersten Mal auf dieser Reise - Kopi Luwak zuzubereiten.

Beim Kopi Luwak handelt es sich um einen, ich möchte sagen vielleicht sogar den, sonderbarsten Kaffee. Dieser Kaffee stammt aus Indonesien von den Inseln Sulawesi, Java und Sumatra. Er wird unter Coffee Alamid / Philippine Civet Coffee vertrieben; eine Mischung aus Arabica-, Liberica- und Excelsa-Bohnen. Als Kopi Luwak werden ausschließlich die Kaffeebohnen bezeichnet, die von einer Schleichkatzenart, dem Fleckenmusang (Paradoxurus hermaphroditus) gefressen und wieder ausgeschieden werden. Geschmacklich zeichnet sich dieser Kaffee durch ein erdiges, mildes, schokoladig und volles Aroma aus.

Marlon schnekte mir 100 Gramm dieses Kaffees zu meinem Geburtstag.

Nach dem Frühstück entschieden wir uns dazu den Verschleiß unserer Ausrüstung zu dokumentieren.

Besonders meinen Schuhen merkt man deutlich die fast 2000000 Schritte an.

Doch auch für je eine Hose endet die Reise hier in Rumänien.

Und auch meinen Rucksack habe ich an dieser Stelle aufzuführen.

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