VIII: Türkei (Seite 6)

 

Wir fahren fort in Ordu.

Nachdem wir den Ort erreicht hatten, ruhten wir nach unserem Frühstück, welches an diesem Morgen aus Cornflakes mit Milch bestand, im Schatten dieser Bäume und widmeten uns unseren Büchern.

Als wir gerade weiterziehen wollten, hielt Tuğba, eine junge Frau, welche mit ihrem Fahrrad unterwegs war, wirkte sehr verdutzt und sprach: "Was macht Ihr hier in Ordu? Ich habe hier in 16 Jahren noch nie Touristen gesehen!" Wir erzählten ihr unsere Geschichte. Sie selbst war zu Besuch in ihrer Heimatstadt Ordu und Studentin in Istanbul.
Wir verabschiedeten uns und nahmen wenige hundert Meter später ein Bad im Meer. Da brachte Tugba mit ihrem Rad uns etwas Pide (eine Art Brot) und Weintrauben vorbei.

Nach dem Bad und dem zweiten Frühstück beschlossen wir weiter gen Osten zu ziehen.

Auf der Straße sprach uns ein Mann aus München an, welcher gerade auf Familienbesuch in Ordu war. Wir erzählten ihm unsere Geschichte und er erzählte sie seinen Freunden. Sie ließen es sich nicht nehmen uns ein üppiges Mittagsessen zu servieren.
Zum Abschied drückte man uns noch eine Schachtel Baklava in die Hand.

Die Nacht verbrachten wir in den Büschen vor der Stadt neben einem verwilderten Feld, wo wir im Morgengrauen Chili-Schoten pflückten.
In der Nacht hatte es stark geregnet und wir hatten hastig die äußere Plane über das Zelt gezogen. Seit dem Gewitter auf dem Hügel hinter Sandanski in Bulgarien - Sie erinnern sich gewiss - waren wir das erste mal wieder Regen ausgesetzt.

Ehe wir aufbrachen, nahmen wir uns dem Baklava an. Baklava ist ein Gebäck aus Filoteig, welches mit gehackten Mandeln, Pistazien oder Walnüssen gefüllt wird. Solange es noch heiß ist, wird Baklava in Sirup eingelegt, welcher aus Honig, Zucker, Gewürzen und Rosenwasser besteht und dann in Rautenform geschnitten.
Es ist sehr süß und schmeckt köstlich.

Zunächst ging es im Regen weiter und vor einer Bäckerei machten wir Halt, um uns unterzustellen und ein Fladenbrot zu kaufen.

Doch man lud uns gleich in die Bäckerei ein und zeigte uns diese.

Dann räumte man einen Tisch für uns frei und servierte Kaffee, diverse Süßspeisen und ein großes Fladenbrot, welches noch heiß war und mit Butter bestrichen wurde. Wir aßen und die Bäcker backten glücklich weiter - es wirkte sehr harmonisch an diesem Ort.

Nach diesem zweiten Frühstück marschierten wir weiter. Die Gegend ist von Haselnusssträuchern überseht.

Kurze Zeit später lud uns Ünal, welche von 1978 bis 1985 in Deutschland war, ehe er nach zwei Jahren Gefängnis wegen Rauschgifthandels abgeschoben wurde, zu einer Tasse Kaffee ein. Er erzählte uns kein anderes Land exportiert so viele Mengen an Haselnüssen wie die Türkei; und diese Haselnüsse werden alle hier an der Schwarzmeer Küste - größtenteils zwischen Samsun und Trabzon - geerntet.
Zum Abschied drückte uns Ünal eine große Tüte voller Gemüse in die Hand. "Früher habe ich Hanf angebaut, heute Tomaten und Gurken." sagte er mit einem Lächeln.

Wir zogen weiter, als plötzlich Stephan, der Radfahrer hielt. Er fragte unseres Weges und sein Weg führte ihn von Paris nach Armenien. Er ist Franzose und lebt derzeit in Buenos Aires. Er sagte die Strecke von Sofia nach Istanbul hatte er in zwölf Stunden zurückgelegt.

Die Nacht verbrachten wir am Strand.

Marlon bastelte aus Ünals Gemüsetüte (Tomaten, Auberginen, Zwiebeln und Kartoffeln) eine Art Gemüsesuppe, welche wir mit Brot aßen.

Der Tag wurde von ständigen Regenschauern begleitet.

Am frühen Mittag luden uns einige Bauarbeiter unter lautem Gebrüll zum Tee ein. Außerdem deckte man den Tisch mit Schafskäse, Oliven und Brot.

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